Schönen Abend Forumsgemeinde,
ich melde mich mal eben mit einem kleinen Beitrag zum Thema Cento und Motorsport zurück.
Kapitel 1. Der kleine Blaue und seine Geschichte.
Ich selbst bin seit 2015 Besitzer von zumindest immer einem Cento, angefangen hat alles mit einem Cinquecento Suite, 0,9L usw. ihr wisst bescheid. Der Führerschein war frisch gemacht und ich (des Zuges überdrüssig) war natürlich heiß darauf mit dem Ding jeden Tag zu meinem damaligen Lehrbetrieb zu pilgern. Für die Route dorthin wählte ich natürlich nicht die Autobahn, sondern so gut es ging die Landstraße, diese führte über Tulln an der Donau und abwechselnd den Exel und den Riederberg, beides sehr Kurvenreiche, von Motorradfahrer aus der Gegend um Wien für die Schnelle ausfahrt genutzte "Berg"straßen.
Was natürlich das erste ist an dem es einem 0.9er Cinque fehlt ist Leistung. Damit muss man in erster Linie leben, auch wenn dadurch Bergauf erstmal Tote Hose ist.
Bergab hilf einem jedoch die Schwerkraft und man wird auch mit 40Ps glücklich.
Doch ist erstmal das erste Problem durch die Gesetzte der Natur automatisch behoben kommt gleich das nächste.
1. Eine Katastrophale Sitzposition ohne jeglichem Seitenhalt. Viel zu Hoch sitzt man quasi auf einem Sitz der in machen Linienbussen sportlicher gestalten ist und versucht sich an allem festzuhalten das nicht abreißt.
*ACHTUNG, natürlich ist mir bewusst das die Sporting Modelle etwas bessere Sitze haben aber ich berichte hier von meinen Erfahrungen und das war damals einfach so.
Also war meine erste Investition ein Paar Schalensitze +H-Gurte, durch die Selbstgebauten Konsolen (muss man sich soweit ich weiß zwangsläufig selber bauen da es nichts gibt) kamen die Sitze auch gleich um etwa 10cm tiefer.
Damit hatte ich zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen. Die Sitzposition war besser und der Seitenhalt gegeben. Zum Lenken braucht man nach wie vor Arme in Überlänge aber das störte mich anfangs nicht, später kam dann noch ein geschlüsseltes Lenkrad damit war da auch ruhe.
Nun zum nächsten Problem auf meiner Reise.
2. Überhitzende Bremsen. Natürlich geschuldet durch das Bergabfahren, ist mir irgendwie permanent die Bremse heiß geworden. Als Beispiel bei dem "Riederberg" reden wir hier von 2,3Km Bergab mit 6 Bremspunkten, 5 davon scharf, einer Abkühlphase von 2,6Km und nochmal 1,6 Km mit 4 Bremspunkten, 3 davon scharf.
Danach war Schluss und aus, keine Weiter Kurve wäre mehr gegangen.
Also die nächste Investition, gelochte Bremsscheiben, EBC Greenstuff und Stahlflex Schlauche.
*natürlich bringe die Schläuche nichts gegen die Hitze aber der Pedalweg der Bremse war ebenfalls katastrophal, was jedoch wie ich später herausgefunden haben nicht unbedingt an den Gummischläuchen lag sondern eher an dem Nachstellmechanismus der Trommelbremse, der nur funktioniert wenn er Lust dazu hat, soweit ich das Mitbekommen habe hat er das aber nie.
Das ganze ging dann ein bisschen besser war aber nie ganz behoben. Von den EBC Greenstuff Belegen würde ich stand heute abraten, da sie immer noch überhitzten und sich zusätzlich nach ein paar Jahren gänzlich von der Trägerplatte gelöst haben.
3. Der generelle Grip dieses Autos. Das Auto hat 40PS und schafft es trotzdem bei jeder Kurve das Innenrad so zu entlasten das es durchdreht.
Die Hinterachse ist sehr leicht weshalb bei fasst jedem Bremsmanöver mit auch nur dem geringsten Gefälle die Hinterachse überbremst. Zugegeben macht mir das mittlerweile spaß und ich spiele damit. Grundsätzlich toll und schnell ist es jedoch nicht.
Also hab ich mir einen Sporting Stabilisator und Semis in 175/50 R13 gekauft. Grip war dann mal fürs erste genug da, die Hinterachse hat jedoch immer noch überbremst und das Fahrwerk war mit den Semis meiner Meinung nach etwas überfordert.
Durch den geringen Querschnitt der Reifen wurde das ausbrechen bzw. vor allem das wieder einfangen zum Problem, da das ganze Auto extrem bissig und aggressiv wurde. Man musst wirklich präzise gegenlenken, rutschen war nicht mehr wirklich lustig.
Das ganze ist auch ein bisschen dem Radstand geschuldet den man in diesem sinne, weil doch schon sehr kurz auch als Nachteil sehen könnte.
4. Fahren mit hoher Geschwindigkeit.
Ein kleiner punkt war noch das Fahren mit "hoher Geschwindigkeit, mit dem Serienfahrwerk war alles über 110 irgendwie einfach nur noch instabil und komisch.
Das später verbaute Bilstein B12 Fahrwerk machte das zwar deutlich besser dafür war es aber Bretthart und für die Straße eigentlich ungeeignet da es einfach für die ganzen Bodenwellen und Unebenheiten zu hart ist. (meine Meinung)
Die "Rennleitung"(Polizei) fand meine ganzen umbauten irgendwann nicht mehr so lustig und toll wie ich und Disqualifizierte mich (Kennzeichen abgenommen) da ich die getätigten umbauten nicht bei den "Offiziellen"(TÜV) gemeldet hatte.
90% davon hätte ich so oder nicht Eintragen können da es kein gutachten gab.
Da der kleine Blau auch ein grund rostiges Auto war, hab ich das Projekt dann nicht mehr weitergeführt.
Kapitel 2. Der Trofeo
Schon vor der Geschichte mit der Exekutive, hab ich mir einen Trofeo angelacht.
Ein Auto an dem alle von mir selbst umgebauten Dinge bereits umgebaut waren und das Teilweise auch noch besser. Und mehr Leistung gab es noch obendrauf. Der Trofeo hat angeblich 70PS, mein Popometer sagt es sind eher schwache 60. Ein Zitat eines Fiat Technikers der damals die Umbauten bei der Firma Moser gemacht hatte: "ach ein Trofeo, das sind lustige Autos, aber ich verstehe bis heute nicht warum man mit so viel Aufwand betrieben hat um aus dem kleinen Motor die Leistung zu hohlen die man mit dem 1.1er paar Jahre später sowieso auf der Straße hatte" bestätigt meine Vermutung.
Um nicht nochmal "Disqualifiziert" zu werden brachte ich die Sicherheitsausrüstung "Gurte und Sitze" auf den neuesten Stand und konnte das Auto, dank vorhandener Homologationspapiere als Rallyauto Zulassen.
Da der Trofeo eher ein Liebhaber Projekt ist kaufte ich Semis in 155/70 R13 um den "Trofeo look" nicht zu verlieren. Diese aus Optischen gründen getätigte Entscheidung war im nachhinein gesehen auch Fahrtechnisch Gold richtig.
Auf gut Österreichisch gesagt fährt sich das Auto "Watscheneinfach" man kann damit auch mit 120 anbremsen, querkommen, korrigieren und das alles mit einer Leichtigkeit die ich einem Volksschüler zutrauen würde. Das Fahrwerk ist ein Traum, ein bisschen härter als Original aber immer noch komplett straßentauglich.
Irgendwann war ich dann mal damit bei einem Trackday in Greinbach einem kleinen Rundkurs der sowohl für Kartrennen, Drift als auch für Rallycross genutzt wird.
Hier wurde mir dann leider wieder bewusst wie es um die Konkurrenzfähigkeit dieser Autos steht. Natürlich gab es teilweise Autos die Langsamer waren, das lag aber dann eher am Fahrer.
Zum glück kam irgendwann Regen, was mir persönlich total spaß gemacht hat und immer noch zu einer der besten Erlebnisse in meinem Auto Leben gehört. Trotz der Semis konnte uns eigentlich nicht mehr viel die Stirn bieten und es war einfach nur eine Freude um die Kurven zu rutschen.
Die anfänglich Performanz am Trockenen machte mich jedoch trotzdem so stutzig das ich vorne und hinten Stabis einbaute und den Radsturz anpasste. Die Performanz am trockenen ist jetzt ein bisschen besser die Fahrbarkeit am nassen dafür etwas schlechter. Alles in allem wäre es mir im nachhinein auch egal wenn die Stabis wieder Weg wären. Den Sturz würde ich immer wieder empfehlen, da man sonst quasi fast auf der Felgenkante fährt.
Hier nochmal eine kleine Kurzfassung der Dinge die ich als Nachteil sehe bevor wir zum nächsten Kapitel kommen:
1.Sitze
2.Lenkradposition
3.Bremse
4.Fahrwerk
5.Motorleistung 0.9 und 1.1
6.Tuningmöglichkeiten (gute Teile sind mittlerweile Kostspielig und selten, Gutachten schwierig oder gar nicht zu bekommen) *juckt natürlich auf der reinen Rennstrecke niemanden, oder doch??
7. Schwerpunkt
8. Radstand
Dinge wie Reifen oder Antriebsart lass ich außen raus. Das ist ein Vorderradantrieb, das weiß man wenn man Ihn kauft, da muss man dann auch nicht drüber meckern. Und die Reifen würde ich sowieso immer gegen Semis Tauschen.
Kapitel 3. Was kann man machen.
1. Das Thema mit den Sitzen ist wie weiter oben schon geschrieben Recht schnell und einfach behoben.
2. Die Lenkradposition bekommt man mit Nabe und spacer recht gut hin. Wem der Winkel des Lenkrads dann nicht passt der muss die Aufhängung der Lenksäule verändern, das geht soweit ich weis bei den Airbag Modellen recht einfach, bei den Älteren is das schon schwieriger.
3. Die Bremse beim Trofeo Funktioniert problemlos da ist irgendwas von Brembo drinnen. Also würde ich mal sagen das man das mit der Richtigen Scheiben/Belag Combo auch im Seriendurchmesser hinbekommt zumindest mit der Serien Leistung.
Ansonsten gibt es im Forum sicher genug Beiträge zu größeren Bremsen aus dem Fiat Regal. Damit hab ich mich aber nie wirklich befasst.
4. Fang ich gar nicht erst an, da mag jeder was anderes.
5. Wenn man nicht so wie ich aus Nostalgiegründen an den 0,9er gebunden ist, gibts meiner Meinung nach nur eine Möglichkeit und das ist raus mit 0,9 und 1.1 und einen größeren Motor rein. Das ganze Herumgebastle mit Nockenwelle, Drossel und Chip ist im Endeffekt auch nichts was wirklich glücklich macht und alles darüber hinaus ist die Arbeit einfach nicht wert oder unzuverlässig. (meine Meinung) ich würd hier den 1.2L 16V aus dem Punto 176 nehmen. 86PS Großserientechnik, standhaft und gut.
Problematisch wird es hier auch wenn man an regelgebundenen Veranstaltungen Teilnimmt. Einen Motor zu verwenden den es in diesem Auto nie gab ist so gut wie überall nicht zulässig.
Kapitel 4. Sinnhaftigkeit.
Nun als Abschluss muss ich sagen wenn man sich zb. das Starterfeld der 90Ps Klasse (kleinste Klasse) im Österreichischen 3h Cup ansteht sieht man schnell eine Handvoll Autos die mit gleichen Anschaffungskosten des Basisfahrzeuges, überlegen sind. (Renault Clio MK1, Honda Civic, Peugeot 207, VW Polo, Citroen Saxo, Mini(Neu) usw.) Alles Autos die in der 90Ps Klasse mitfahren und Siegfähig sind. Wenn man jetzt mal ausblendet das es dort verboten ist, irgendetwas an seinem Motor zu verändern und man es irgendwie schafft den 86Ps Motor an den Offiziellen vorbei zu Schmuggeln, glaubt ihr dass man dann mit einem Cento Konkurrenzfähig ist? Und ist das ganze sinnvoller als sich gleich eines der oben aufgezählten Fahrzeuge anzuschaffen?
Spätestens wenn ich mir denke was ich im Endeffekt habe, wenn ich das Geld das ich in den Cento stecken müsste damit er mit den oben genannten Serienfahrzeugen mithält, in eben eines dieser Fahrzeuge stecke, denke ich das man im Endeffekt deutlich besser fährt wenn man sich gehen den Cento entscheidet. Und das nicht nur in dieser Kategorie.
Kapitel 5. Abschlussworte
Warum Redet der Idiot sein eigenes Auto, seine eigene Leidenschaft so schlecht? Warum verkauft er den Trofeo nicht und kauft sich so einen Polo Krapfen wenn er meint das das so viel besser ist?
Nun, ich liebe den Cento, ich liebe das Design, ich finde es absolut lustig ihn zu Fahren und mit ihm auf die Rennstrecke zu gehen. Das ich damit keine Bäume ausreiße und es nicht leicht is damit zu gewinne, war mir immer klar und nie mein Ziel.
Der Cento hat seien ganz eigenen Charakter und irgendwie zieht er einen damit auf seine Seite.
Also ja Spaß macht es alle mal und das ist am ende des Tages das um was es geht.
Ich würde mich über eure Geschichten rund um dieses Thema freuen und lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Ich will auch nochmal ausdrücklich erwähnen das es sich hier um meine Erfahrung und um meine Meinung handelt.
Bitte bleibt Sachlich und Ehrlich.
Bis bald. Max